„Ein Bild muss dorthin wo es geliebt wird“
– Manfred Heinrich
Fragt man den Sammler Manfred Heinrich nach seinen persönlichen Kriterien für das Sammeln, so antwortet er wie aus der Pistole geschossen: Liebe zur Kunst, pure Leidenschaft und grenzenlose Neugier. Nach kurzem Zögern nennt er noch eine weitere Bedingung: Geduld. Ja, die gehöre natürlich auch dazu.
In den 1950er Jahren schickt sein Vater ihn 14-jährig zum Kunstmaler Robs Mayer. Mit ihm soll der Sohn samstags in die Natur ziehen: zum Zeichnen. Später dann, als Student in Stuttgart, gibt der junge Heinrich alles darum, um ein Blatt von Marc Chagall in der renommierten Galerie Valentien zu erwerben. Er erinnert sich gerne an diese Schlüsselerlebnisse, die sein Interesse an der Kunst geprägt haben. Immer wieder besucht Manfred Heinrich die lokalen und regionalen Maler. Das ehemalige Zisterzienserkloster in Maulbronn und die Malerei verschaffen ihm, dem Ingenieur und Bauunternehmer, nicht nur Ausgleich, sondern sie helfen ihm seinen Horizont zu erweitern.
Dann folgt ein weiteres entscheidendes Schlüsselerlebnis. Bei einem Spaziergang über den Klosterhof in Maulbronn, trifft Manfred Heinrich auf den befreundeten Galeristen Willy Asperger. Der fordert ihn auf, ihn nach Berlin zu begleiten und dort Ateliers von Künstlern zu besuchen. Spontan fliegt der Bauunternehmer 1984 mit. Dieses West-Berlin habe ihn sofort fasziniert und nicht mehr losgelassen. Zwischen „Schlesisches Tor“ und „Yorckstraße“ entdeckt Heinrich die malenden Poeten der Szene und den „(Berliner) Expressionismus“. Dann findet Manfred Heinrich die Kreuzberger Künstlerkneipe, das Café MORA. Für ihn eine glückliche Fügung: Denn dort hängen Zeichnungen und Pastelle von Johannes Grützke an den Wänden. Er dringt ein in eine anregende, aber auch anstrengende Welt. Möglicherweise, so sagt er selbst, habe er dort während der vielen Debatten über Kunst die Sprache der Kunst und das Betrachten gelernt. Kennengelernt hat er dort auch, neben Literaten wie Heiner Müller, „seine“ Künstler: Walter Stöhrer, Grützke und andere.
Seit dieser Zeit steht Manfred Heinrich in persönlichem Kontakt zu den Schlüsselfiguren der Berliner Szene: Stöhrer, Petrick, Grützke und Koberling beherrschen die wilden 1980er Jahre. Heinrich kauft seine Bilder direkt in den Ateliers, nimmt sich Zeit für das Betrachten und Auswählen „seiner“ Arbeiten. Die Leidenschaft für die Sache, erklärt der Sammler, die habe er mitgebracht. Und er habe verstanden, dass man Geduld brauche, eigene Kriterien für sich zu finden … Das sei eine Haltung, die auf Gegenliebe stoßen müsse.
Stets an seiner Seite, auch was die Kunst betrifft: Manfred Heinrichs Ehefrau Jutta. Sie ist die kühle Betrachterin, wahrt von Anfang an immer mehr Distanz. „Theoretisieren ist das Eine, das Schauen das Andere. Wir haben häufig Museen besucht, haben einzeln den Rundgang gemacht, später in der Cafeteria die Hitliste ausgetauscht. Nicht selten gab es Übereinstimmung. Das hat mir beim Erweitern meiner Sammlung sehr geholfen,“ resümiert Manfred Heinrich.