Träume vom Eigentlichen - Vernissage mit Verspätung
icon.crdate14.10.2021
Mit knapp einem Jahr Verspätung konnte die aktuelle Schau "nachträglich" feierlich eröffnet werden

Eigentlich sollte die Ausstellung mit dem 80. Geburtstag des Sammlers Manfred Heinrich Anfang November 2020 eröffnet werden. Corona machte alle Pläne obsolet und so fand die lang erwartete Vernissage der neuen Schau „Träume vom Eigentlichen“ in kleinem Kreise am vergangenen Samstag, 9. Oktober 2021 statt. Geladen, waren die Familie und Freunde des Sammlers, einige Künstler aus Berlin, die Mitglieder des Gemeinderats und die mit der Kunstsammlung Heinrich verbundene Kunsthistorikerin Regina Fischer.
Bürgermeister Felchle blickte auf die 30 Jahre zurück, in denen er Manfred Heinrich zuerst als Geschäftsmann und Partner der Stadt kennenlernte. Erst vor ca. 10 Jahren, als Manfred Heinrich mit der Idee einer Stiftung für die Stadt auf den Bürgermeister zukam, lerne er den Sammler Heinrich kennen. Und, wie Bürgermeister Felchle betonte, war er „von den Socken“. Was ihn in der ehemaligen Scheune auf dem Schafhof erwartete, war und ist überwältigend. Maulbronn, mit seinem UNESCO Weltkulturerbe sei bekannt als eine Stadt der Architektur-, der Literatur-, der Musikverbundenheit. Auch der Geistlichkeit sei Maulbronn bekanntlich verbunden. Dass Maulbronn nun auch eine Stadt der bildenden Kunst ist, sei Manfred Heinrich zu verdanken, hob Bürgermeister Felchle hervor.
Im Anschluss daran gab Ursula Heinrich ein verspätetes aber beschwingtes Geburtstagsständchen am Klavier – teilweise solo, teilweise vierhändig mit Klavierlehrerin Ruth Eberhard. Manfred Heinrich zeigte sich sehr gerührt von der Geste seiner Schwester und erinnerte sich an die vielen Klavierstunden, die die beiden zusammen absolvierten. Während Ursula Heinrich mit Leidenschaft bei der Sache war, zeigte Manfred Heinrich damals bereits seinen Sammlerinstinkt, denn sein Ansporn war die Briefmarkte, die er nach guter Leistung zur Belohnung bekam.
Mit der Aussage von Pablo Picasso „Kunst wischt den Staub des Alltags von der Seele“ fasste der Sammler seine Leidenschaft zusammen. Viele Jahre waren er und seine Frau in der Kunstsammlung wie zu Hause. Nach manch schwerem Arbeitstag, kam Manfred Heinrich in die Sammlung, ließ die Bilder auf sich wirken und konnte so den Alltagsstress ablegen. Dass seine Frau Jutta am vergangenen Samstag aus gesundheitlichen Gründen nicht an seiner Seite sein konnte, stimmte Manfred Heinrich traurig. Er freute sich aber, einige „seiner“ Künstler aus Berlin begrüßen zu können:
Barbara Quandt, die schon lange vor den Moritzplatz-Boys mit kraftvollen, von Punk und New Wave geprägten Bildern brillierte.
Hanne Forstbauer, Ehefrau des viel zu früh verstorbenen Malers Walter Stöhrer, folgte der Einladung.
Hans Scheib, der mit seinen Holzskulpturen begeistert, war in Begleitung seiner Frau Anna Cumin nach Maulbronn gekommen.
Reinhard Stangl war der erste Künstler, den Manfred Heinrich damals im Café Mora getroffen hatte. Nach so vielen Jahren Freundschaft folgte er gerne zusammen mit seiner Ehefrau der Einladung.
Hans Hendrik Grimmling und Stefanie Ketzscher verließen 1986 die DDR. Sie waren gerade in ihrem ersten Urlaub im Süden, als die gute Nachricht vom Kauf eines Werkes durch Manfred Heinrich eine Verlängerung ihre Aufenthalts möglich machte.
Außerdem begrüßte Manfred Heinrich zwei treue Wegbegleiter und geschätzte Freunde: Eric Tschernow dokumentiert die Kunstsammlung photographisch und zeichnet für das Layout der Kataloge verantwortlich.
Christoph Tannert vom Künstlerhaus Bethanien in Berlin wirkte als Kurator an der aktuellen Hängung mit und bereichert mit seinen Texten die Bildbeschriftungen der Ausstellung sowie den Gesamtkatalog der Sammlung und das Buch zur aktuellen Hängung.
Christoph Tannert war es dann auch, der in seiner Laudatio die einzigartige Bedeutung dieser Sammlung hervorhob. Tannert sprach von der Kunstkenntnis des Sammlers und seiner Vernarrtheit in Prozesse des Entstehens von Kunst sowie seinem lebendigen Umgang mit Künstlerinnen und Künstlern im Atelier. So schuf Manfred Heinrich einen „Erlebnisspeicher“ der einzigartig sei in Deutschland und in der Kunstszene allgemein.
Hans-Hendrik Grimmling ergriff das Wort im Namen der Künstler, um Manfred Heinrich zu danken. „Manfred ist eine Bereicherung für uns“ führte er aus und „jede Begegnung war eine Berührung von Euphorie“.
Die Kunstsammlung Heinrich, Schafhof 2, ist jeden Sonntag von 13.30 – 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3 Euro. Führungen sind auf Anfrage auch wochentags möglich. Über drei Stockwerke taucht der Betrachter in die Welt der Berliner Kunstszene ein. Ein Film, der im Erdgeschoss gezeigt wird, gibt Einblicke in die Entstehung und Hintergründe der Sammlung. Die Cafeteria rundet den Besuch mit feinem Kuchen und fair gehandeltem Kaffee ab.
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